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Das war der Euromayday 2010

Posted: Mai 12th, 2010 | Author: | Filed under: 2010, euromayday | Kommentare deaktiviert für Das war der Euromayday 2010

Ein Bericht der Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung zur Parade der Prekarisierten am 1. Mai 2010 in Dortmund

Zwischenzeitlich dürften es knapp 1.000 TeilnehmerInnen gewesen sein, die dem wechselhaften Wetter zum Trotz am 1. Mai zur ersten EuroMayDay-Parade nach Dortmund kamen. Von den Bier- und Bratwurst-Kundgebungen der DGB-Gewerkschaften konnte sich der Umzug nicht nur durch die bunten und kreativen Aktionsformen abheben.

Foto: mlg – Ob als kommodifiziertes Nicht-Subjekt…

Beim EuroMayDay stand vor allem die zunehmende Verbreitung prekärer Arbeits- und Lebensverhältnisse im Zentrum der Kritik. Beschäftigungsformen wie Leiharbeit, befristete Arbeitsverhältnisse, Minijobs oder die sogenannten Ich-AGs ermöglichen, gerade in Verbindung mit der in einigen Branchen üblichen schlechten Entlohnung, kein existenzsicherndes Einkommen, so die OrganisatorInnen in ihrem Aufruf. Als Parade der Prekarisierten hat die EuroMayDay recht gelungen die Folgen einer grundlegenden Veränderung in der Regulierung von Arbeit und Beschäftigung thematisiert. Seit den 1990er Jahren werden die Beschäftigten durch neue Managementkonzepte und die „Flexibilisierung“ rechtlicher Rahmenbedingungen immer direkter dem Markt ausgesetzt. Der ursprüngliche und für die Arbeiterbewegung konstituierende Konflikt zwischen Arbeitenden und Management scheint sich so im Markt aufzulösen. Auf dem muss jeder für sich selbst bestehen – als freiberuflicher Akademikerin, die sich mühselig von Auftrag zu Auftrag hangelt, als schlecht bezahlte Reinigungskraft in Leiharbeit oder als Erwerbsloser, der irgendwann einfach nicht mehr gebraucht wird.

Bunt, kreativ, aufmüpfig

…oder als aufgedrehter Arbeitsroboter: Dass Prekarität kein Spaß ist, wurde deutlich. – Foto: mlg

Dass diese Situation zwar individuell erfahren wird, tatsächlich aber strukturell bedingt ist und alle trifft, konnten die EuroMayDay-ProtestlerInnen förmlich greifbar machen. Als der Zug sich in Bewegung setzt, wird er von einer Schar Roboter angeführt, denen laut Beschriftung nur „Arbeit, Arbeit, nichts als Arbeit“ übrig bleibt. Die Truppe, die ein bisschen wirkt wie ein mit der Arbeitswelt konfrontierter „Schlup vom grünen Stern“, gibt sich dennoch widerständig: „Ich lasse mich doch von euch nicht aufziehen!“, heißt es in einer über den Tanzenden schwebenden Sprechblase. Etwas weiter hinten im Zug wird auf einem Banner die Abschaffung der Leiharbeit gefordert. Obwohl sich die zugehörigen AktivistInnen näher an den Beats eines der drei mobilen Soundsysteme bewegen, sind sie weniger bewegungsfreudig. Durch die anonymen weißen Masken und das umgehängte Preisschild – 6,34 Euro, ein Stundenlohn für Leiharbeit – machen sie aber auch deutlich, warum: Als billige Ware auf dem Arbeitsmarkt hat man keinen Grund mehr zum Feiern. Dafür offenbar umso mehr Wut. Als der Tross der tanzend-protestierenden Parade die Agentur für Arbeit passiert, fliegen die ersten Steine. Die großen Krawalle bleiben jedoch aus und auch die Polizei hält sich auffällig zurück: Die Wurfgeschosse entpuppen sich als harmlose Schaumstoffwürfel. Alles friedlich also, und das sollte es auf dem Weg durch den Dortmunder Norden bis zum abschließenden Straßenfest auch bleiben. Naja, fast: Dem Frieden mit den prekären Verhältnissen haben die Prekarisierten am Kampftag der Arbeiterbewegung eine Absage erteilt.


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